Menschen mit einer Aufmerksamkeits-Defizit-Störung haben Schwierigkeiten, über einen längeren Zeitraum die Aufmerksamkeit bei einer Tätigkeit halten zu können, wenn kein besonderer Reiz davon ausgeht; also: auch langweiligere Aufgaben über einen längeren Zeitraum konzentriert erledigen zu können. Die Hyperaktivität ist eine Möglichkeit, den Körper selbst zu stimulieren und damit das Aufmerksamkeitsniveau zu erhöhen.
Bei ca. 5-8% aller Menschen besteht dazu eine erbliche Veranlagung. Beim Sortieren, was jetzt gerade wichtig oder passend ist oder gemacht werden muss, ist der Filter bei ihnen ein klein wenig durchlässiger als bei den meisten anderen Menschen. Dies betrifft vor allem die Verbindungen zwischen Frontalhirnbereich (der für die Aufmerksamkeitssteuerung verantwortlich ist) und tieferen Hirnstrukturen (z.B. Corpus striatum, beteilgt an Bewegungskontrolle, Motivation). Verschiedene Einflüsse führen zu einer veränderten Menge an Botenstoffen (Transmittersubstanzen, hier vor allem Dopamin und Noradrenalin) an den Kontaktstellen der Nervenzellen (Synapsen).
Durch diese neurobiologische Eigenschaft wird vieles nur oberflächlich wahrgenommen und nicht im Gedächtnis abgespeichert. Bei den heutigen hohen Lernanforderungen werden auch wichtige Inhalte oft nur oberflächlich betrachtet, werden nicht gelernt (abgespeichert) und können daher auch nicht erinnert werden. So kommt es, dass vieles, was scheinbar schon gelernt war, oft wiederholt werden muss.
Äußerlich am Auffälligsten sind Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme, impulsives Verhalten und Hyperaktivität. Diese Merkmale kommen bei allen Menschen vor, aber nicht in der Häufigkeit und Intensität, und führen nicht zu einer Einschränkung von Leistungsfähigkeit und Entwicklung.
Soziale, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen führen heute zu einer stärkeren Ausprägung der Symptome. Vom Einzelnen wird ein hohes Maß an Selbstorganisation erwartet. Bei dem Überangebot an Informationen, Waren und Dienstleistungen wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten. Ablenkungen durch soziale Netzwerke und Unterhaltungs- und Zerstreuungsangebote sind allgegenwärtig und erfordern kontinuierliche Anstrengungen in Bezug auf Ordnung, Zeiteinteilung, Arbeitsorganisation, der Auswahl von Dingen, Angeboten und Informationen, sowie der eigenen emotionalen Regulation (Stimmungsschwankungen).
Bei über der Hälfte der von ADHS betroffenen Menschen setzen sich typische Schwierigkeiten mit den damit verbundenen Gefahren im Erwachsenenalter fort. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie kann daher wichtigen Einfluss auf die persönliche Entwicklung nehmen.
Menschen mit einer ADHS haben oft viele positive Eigenschaften: sie sind hilfsbereit, kreativ und fantasievoll. Bei hoher innerer Motivation verfolgen sie beharrlich eigene Ziele, sind dabei stressresistent und können Höchstleistungen erbringen. Oft haben sie einen starken Gerechtigkeitssinn, sind sozial eingestellt und engagiert und haben einen liebenswerten Charakter.